Nach Massenschlägerei auf offener Straße: Verliert Stadt die Kontrolle?

Eine neue Dimension der Gewalt erschüttert Schwerin: rund 150 Personen, darunter auch Kinder, haben am Sonnabend im Stadtteil Mueßer Holz aufeinander eingeprügelt. Die Bilanz der wüsten Auseinandersetzung: sechs Verletzte, ein Großeinsatz der Polizei und eine stundenlange Sperrung der wichtigen Hamburger Allee. Der (nichtige) Anlass war ein Streit zwischen Kindern.
Es wäre falsch, an dieser Stelle lediglich den Beteiligten die Schuld zuzuschieben. In den traditionell schwierigen Vierteln einer Stadt, die deutschlandweit (!) die größten Unterschiede zwischen Arm und Reich aufweist, bestimmen häufig Langeweile und Perspektivlosigkeit den Alltag. Das alles kann und darf eine solche Eskalation nicht rechtfertigen. Aber es kann zu ihr beitragen.
An dieser Stelle ist die Stadt gefragt: sie muss den Menschen, die oftmals einen Migrationshintergrund haben, Möglichkeiten zur Integration geben. Dabei kann es sich um Deutschkurse, Sport- und Kulturangebote oder ähnliches handeln. Andererseits muss den Bewohnern auch deutlich gemacht werden, dass es in Schwerin Regeln gibt, an die sich alle zu halten haben. Sollten sich die Dinge weiter in eine solch gefährliche Richtung entwickeln, drohen diese Gebiete der städtischen Kontrolle zu entgleiten.
Dass man sich im Rathaus dem Ernst der Lage bewusst ist, darf indes bezweifelt werden. So erklärte Sozialdezernentin Martina Trauth erst im Februar allen Ernstes, dass sich “viele Menschen im Mueßer Holz wohlfühlen“. Diese Einschätzung widerspricht nicht nur wissenschaftlichen Studien zum lange vernachlässigten Stadtteil, sondern klingt spätestens seit Sonnabend wie Hohn.
Neben der Ausweitung sozialer und integrativer Angebote fordert die FDP Schwerin mit Blick auf die angespannte Lage erneut einen Aufnahmestopp für Migranten. Es gilt zunächst einmal, die bereits hier lebenden Menschen in die Gesellschaft einzubinden.